Das Jahr 2015 im I GING

Das Jahr 2015 im I GING

Das Jahr 2015 im I Ging

Hexagramm 8 – Das Zusammenhalten

Wasser (Kan) über Erde (Kun)

4. Februar 2015 – 4. Februar 2016

Ältere Schriften (die ersten Übersetzungen vom Chinesischen ins Deutsche) sowie auch neuere Schriften die sich daran anlehnen, sprechen vom Zusammenhalten innerhalb von Gruppen, was die Familie, Vereine, Organisationen oder auch der Staat sein kann. Es hört sich auch gut verständlich an, weil es so ist oder weil wir in diesen Systemen gut eingebaut sind. Richtig ist ja auch, dass wir in Gemeinschaft besser Aufgaben bewältigen können bzw. Probleme vermeintlich besser lösen können. Wobei viele Probleme auch erst durch die Gemeinschaft entstanden sind.

Gerne möchte ich das Zusammenhalten in Gruppen auch so sehen, um die vielen „Baustellen“ in der Welt einer guten Lösung zuführen zu können. Mal tiefer darüber nachgedacht, bin ich da aber ziemlich blauäugig.

Ein weiterer Text spricht vom Eingreifen des Himmels, was ja nicht schlecht wäre; meint aber nicht die direkte Lösung der Probleme in der Welt, sondern den harmonischen Kreislauf von Geben und Nehmen. Im Hexagramm 8 steht das Wasser über der Erde und wirkt befruchtend auf alle Prozesse des Lebens.

Können wir uns in diesen Kreislauf einfügen. Die Fruchtbarkeit schützen und bewahren, so wie es schon im ersten Buch Moses steht. Es würde uns gut gehen!

In einer neueren Beschreibung (Auslegung) geht es weniger um das Zusammenhalten in Gruppen, sondern um das Zusammenhalten des Einzelnen mit dem Kosmos und mit seiner inneren Wahrheit.

Sehr einleuchtend! Vor allem, weil darin die Lösung liegt.

Stimmt es im Innen, stimmt es auch im Außen!

Wahre Liebe und Herzenskraft sollten ein guter Wegweiser sein.

Jeder ist angehalten seinen eigenen Weg zu gehen!

Nachfolgend einige ausgewählte Textstellen zum Hexagramm 8, damit ein persönliches Bild entstehen kann.

Nach dem I-Ging-Kalender wird es 2015 wichtig sein, zu einem stärkenden Einheitsgefühl zu finden. Ohne echten Bezug zur Gemeinschaft – sei dies nun die eigene Familie, der Verein oder der Staat – wird es in dieser Beziehung auch keine Fortschritte geben. Gefragt ist nun, die Gruppe zu stärken und dort Verantwortung zu tragen, wo es den eigenen Fähigkeiten entspricht.
Wer dabei zum Sprachrohr des Zeitgeistes wird und andere um sich schart, muss sich selbst fragen, ob seine Zielsetzungen integer sind. Wer sich jetzt in einer Position der Macht von seinen eigenen Interessen blenden lässt, könnte Probleme sähen, die ungeahnte und langwierige Konsequenzen nach sich ziehen.

Im Handbuch zum klassischen I Ging wird das Hexagramm 8 wie folgt erklärt:

Der erste Grundsatz von Zusammenhalten besteht darin, dass wir als eine moralische und spirituelle Einheit zusammenhalten, die durch eine bestimmte Art zu leben und auf Gegebenheiten zu reagieren, gekennzeichnet ist. Ohne moralisches und spirituelles Zusammenwirken – festen Grundsätzen im Innern und im Bereich der äußeren Aktivitäten – ist unser Leben ohne Zusammenhalt.
Zusammenhalten bedeutet, dass wir zu unseren Grundsätzen stehen und sorgsam unsere Richtlinien beachten – die Grenzen, die wir für uns selbst als angemessen festgelegt haben.

Diese Disziplin ist unsere Aufgabe – zu jeder Zeit unserem Weg treu zu bleiben.
Es stellt sich die Frage: Besitzt du Erhabenheit, Dauerhaftigkeit und Beharrlichkeit?

Das bedeutet, moralisch zusammenzuhalten und angesichts von Herausforderungen und insbesondere von Versuchungen, an unserem Weg festzuhalten:
fest zu sein, wenn wir lieber weich wären,
auszuhalten, wenn wir lieber davonlaufen würden,
beharrlich zu sein im Nicht-Handeln, wenn wir lieber die Dinge in die Hand nehmen und zum Abschluss bringen würden.

René van Osten (I Ging Das Buch vom Leben) wählt als Untertitel „Die fruchtbare Vereinigung“.

Das Wasser und die Erde vereinigen sich, was als Zeichen der himmlischen Einwirkung gilt. Die Keime neuen Lebens werden gelegt, fruchtbare Prozesse nehmen ihren Anfang.
Ein harmonischer Kreislauf von Geben und Nehmen beginnt.

Abschließend Textstellen aus Anthony/Moog, I GING Das Kosmische Orakel.

Im Hexagramm 8 erklärt der Weise das kosmische Prinzip der Anziehung, das dafür sorgt, dass das unsichtbare Kosmische Bewusstsein mit allen seinen sichtbaren Formen zusammenhält.

Die Anziehung geschieht in der Weise, dass sich zwei Teile mit ihrem Bewusstsein durchdringen; es ist wie das Zusammenweben von Gefühlen wechselseitiger Sympathie.

Dieses Hexagramm zeigt, dass die Grundlage für die Einheit eines Menschen mit dem Kosmos – und damit auch mit anderen Menschen – sein Zusammenhalten mit dem Weisen an seiner Seite ist, da der Weise ihn dazu befähigt, sich mit seinen Gefühlen bzw. seiner inneren Wahrheit zu verbinden.

In diesen Zusammenhang gehört auch ein falsches Bild, das jemand davon haben mag, wie >>Einheit und Harmonie<< mit einem anderen Menschen aussieht: Das Bild eines einzigen Kreises, in dem sich beide aufhalten. Dieses Bild berücksichtigt nicht die Grenzen, die den persönlichen Raum jedes Individuums markieren. Einheit zwischen zwei Menschen ist nur dadurch möglich, dass sie ihre Grenzen wechselseitig respektieren; dies ist die Voraussetzung dafür, dass der Weise ihre harmonische Verbindung möglich macht. Ein korrektes Bild für eine harmonische Beziehung zwischen zwei Menschen ist die liegende Acht. Die beiden Kreise der Acht stehen für den persönlichen Raum jedes Einzelnen. Ihre Verbindung kommt dadurch zustande, dass sie das wahre Selbst des anderen erkennen. Der Punkt, in dem ihre beiden Kreise sich berühren, ist Liebe.

Nur wenn der Einzelne fest mit seiner inneren Wahrheit zusammenhält, beruhen seine Beziehungen zu anderen auf der natürlichen Kraft der Anziehung. Die Treue zu sich selbst bringt ihn mit anderen in Berührung, die ebenfalls in ihrer eigenen Mitte ruhen.

>>Zusammenhalten<< im Sinne von >>in sich selbst zentriert sein<< geschieht, wenn das wahre Selbst den Platz des Souveräns in der Persönlichkeit innehat; das wahre Selbst ist die einzige Instanz, der es zusteht, die eigenen Gefühle zu bewerten. Ein Mensch, der in diesem Sinne sein eigener Souverän ist, ist durch die Kraft der Anziehung mit dem Kosmos verbunden und empfängt von dort seine Chi-Energie und alle Hilfe, die er braucht, während er seinerseits den Kosmos durch seine einzigartigen Erfahrungen bereichert. Weil er auf diese Weise zur kosmischen Evolution beiträgt, braucht er sich nie die Frage zu stellen: >>Was ist der Sinn meines Lebens?<< Er ist ständig dabei, diesen Sinn zu erfüllen.

Ein Mensch wirft seine Souveränität weg, sobald er sich Selbstbilder (Ego) zulegt, die ihn entweder als Konformisten mit dem kollektiven Ego oder als Rebell gegen das kollektive Ego ausweisen. Beide Arten von Selbstbildern halten ihn im Netz des kollektiven Ego und seinem System der Gegensätze gefangen, weil er diesen Macht gibt, ihn anzuerkennen oder abzulehnen. Das kollektive Ego lebt von der Lebensenergie der Menschen, die sich von ihm abhängig machen.

Die traditionelle Interpretation von Das Zusammenhalten liest sich bei Richard Wilhelm (übersetzte das I GING vom Chinesischen ins Deutsche) wie folgt:

>>Die Zentralgewalt eines gesellschaftlichen Organismus muss dafür sorgen, dass jedes Glied sein wahres Interesse im Zusammenhalten findet, wie das in dem väterlichen Verhältnis von Großkönig und Lehnsträgern im chinesischen Altertum der Fall war.<< gemäß dieser Formel ist es die Aufgabe von Organisationen, ihren Mitgliedern den Eindruck zu vermitteln, dass es für sie von Vorteil ist, mit der Organisation zusammenzuhalten. Das Ergebnis ist, dass der Einzelne sein Zentrum außerhalb von sich selbst ansiedelt und sich in die Abhängigkeit von gesellschaftlichen Organisationen begibt, anstatt seine Beziehung zur unsichtbaren Welt zu pflegen. Durch diesen Trick eignet sich das kollektive Ego die Souveränität des Einzelnen an.

Die kosmische Bedeutung von Das Zusammenhalten bezieht sich auf das Zusammenhalten mit dem Weisen als dem inneren Führer.

Dieses Hexagramm besagt, dass der Kosmos seine Gaben nur durch die Kraft der Anziehung gibt. Anziehung fehlt, wenn jemand gewissermaßen mit ausgestreckter Hand dasteht – in Erwartung der kosmischen Gaben. Der Kosmos schenkt seine Gaben niemals, wenn ein Mensch sich dazu hergibt, seine Würde zu kompromittieren.

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